Major
Weir hatte bei Dunbar
gefochten, er galt für tapfer, aber seine Tapferkeit war nichts
im Vergleich zu seiner Frömmigkeit. Das puritanische
Edinburg verehrte ihn wie einen Heiligen. Er war unverheiratet und
bewohnte ein Haus in Westbow. Mit ihm war seine Schwester Griseldis.
Er kleidete sich schwarz, predigte in Versammlungen und beherrschte
die Stadt durch seinen Einfluß. Er pflegte einen langen schwarzen
Stab zu tragen; solang er diesen hielt, war er feurig, beredt, hinreißend,
sowie er ihn hinwegtat, erschien er alt und hinfällig. |
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Eines
Tages erschien Major Weir vor dem obersten Richter und erhob Anklage
gegen sich selbst. Die Richter wollten nicht glauben und wiesen
ihn ab. Er beharrte bei seiner Aussage und gab solche Details, daß
man zu seiner Verhaftung schreiten mußte. Der Prozeß
ward eingeleitet, unerhörte Dinge kamen ans Licht; Betrug,
Mord, Unzucht und jede Form nächtlicher Orgien. Die Zeitgenossen
glaubten an die volle Wirklichkeit der Dinge und drängten sich
mitleidslos um den Holzstoß herum, auf dem das Geschwisterpaar
verbrannt werden sollte. Grissel Weir riß sich die Kleider
vom Leibe, um, wie sie schrie, »in aller Schande zu sterben«.
Ihr Bruder stand stumm und regungslos am Pfahl; nur als ihm die
Worte des letzten Gebetes vorgesprochen wurden, schüttelte
er den Kopf und murmelte: »Wozu?« Die Flammen schlugen
auf; erst als der schwarze Stab verbrannt war, der ihm zu Füßen
lag, konnten sie an ihn. Das Haus in Westbow aber hat niemand mehr
bewohnt. Vor 10 oder 15 Jahren wurde es niedergerissen. Solange
es stand, lebte im Volk der Glaube an ein gespenstisches Treiben
innerhalb seiner Mauern; Lichtschein flimmerte nachts aus den Fenstern
der ersten Etage, gedämpfte Musik und wildes Tanzen, Gläserklingen
und Lachen und Lebehoch. Dazwischen hörte man deutlich das
Surren eines Spinnrads; denn Grissel Weir war eine berühmte
Spinnerin gewesen. |