Jenseit des Tweed
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Kapitel 25
Von Oban bis zum Loch Lomond – Rückkehr nach Edinburg
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»Make haste, Gentlemen, or you will miss the steamer!« Wir rafften alles zusammen und stürzten fort. An der Hoftür trat uns die Waschfrau in den Weg, um die Geldgeschäfte abzumachen. »Fünfzehn Schillinge.« - eine enorme Summe; indes die Schiffsglocke schnitt jede Unterhandlung ab. »Give me change!« Sie nimmt den Sovereign und erwidert nicht ohne Hohn: »I have no change, but I will send to the butcher.« Ein letzter Abschiedsgruß fällt unverschleiert von meinen Lippen; dann setzen wir uns, mit Zurücklassung eines unbeabsichtigten Fünf-Schilling-Trinkgelds, in Trab und erreichen das Schiff. Dann aber fliegt das Lächeln wiederkehrender guter Laune über unsere Gesichter, als wir aus der Bucht von Oban hinausfuhren.
 

Nach etwa zweistündiger Fahrt biegen wir östlich ein, um den Crinankanal zu erreichen, der die lange Halbinsel Cantire an ihrem Oberende durchschneidet. Wir haben die Außenseite des Kanals erreicht, verlassen den Oban-Steamer und machen in einer Art Treckschuite, an zum Teil hübsch gelegenen Landsitzen vorbei, die Kanalfahrt bis nach Lochgilphead hin (an der Innenseite der Halbinsel), wo der Glasgow-Steamer eben anlegt, um seine Passagiere an Land zu setzen und uns statt ihrer einzunehmen.

 

Die Fahrt geht von Lochgilphead aus wieder südlich, abwechselnd an flachen und felsigen Ufern vorbei. Die Bilder sind prächtig, reich, grandios und in ihrer Belebtheit fesselnder und reizvoller als die Mehrheit dessen, was wir bisher gesehen; aber es geht im Fluge daran vorüber, und wir ertrinken fast im Stoff. Wir gleichen einem, der das Große Los gewonnen hat und dem es in purem Golde ausgezahlt werden soll; anfangs glitzerte es ihm entgegen, und er lacht und strahlt bei jedem neuen Stück, bald aber bittet er, es ihm beutelweise zu liefern.
 

Von Rothesay an wächst der Verkehr von Minute zu Minute, bis wir Greenock erreichen, den Hafen Glasgows an der Mündung des Clyde. Von hier an beginnt ein Treiben, das ich nur mit der Einfahrt in die Themse vergleichen kann. Stadt drängt sich an Stadt; Hunderte von Schiffen und Dampfern steuern an uns vorüber oder wir an ihnen; die Flaggen aller Nationen sind um uns her; Leben, Fülle, Reichtum, wohin wir blicken, und die Wahrheit zu gestehen, ein Gefühl der Heimatlichkeit kommt wieder über uns.

150 Jahre später: komplett tote Hose.

 

Spät nachmittags passierten wir Dumbarton, eine jener vier Felsenfestungen, die nach der Unionsakte als feste Punkte gehalten werden müssen. Die Sonne ging eben unter, und Felsen und Festung lagen wie ein Wolkenschloß da, um das breite, goldene Lichter spielen. Eine halbe Meile weiter aufwärts erreichten wir Bowling, den Hauptstationsort für alle, die von Glasgow einen Ausflug nach dem Loch Lomond machen wollen. Unser Steamer legte an ebendieser Stelle an, und eine Viertelstunde später führte uns ein Abendzug bis an das Gasthaus von Balloch, am Südwestufer des Lomond-Sees.

 

Der andere Morgen führte uns an Bord des »MacGregor«, und um zehn Uhr früh begann die Fahrt über den schönen See. Der Loch Lomond ist der Nachbar des Loch Katrine. So befanden wir uns nach wenigen Wochen wieder an alter Stelle, das heißt in jenem vielbesungenen MacGregor-Lande, das wir von Stirling aus bereist hatten. Wieder sahen wir auf Schiff und Boot die wohlbekannten Clanfarben und hörten Geschichten von dem letzten Helden des Clan Alpine, von Rob Roy. »Dort steht die Hütte, wo seine Flinte vorgezeigt wird; dort ist die Höhle, wo er sich verbarg«, so erzählen sich die Passagiere und zeigen hier- und dorthin.

 

Der Loch Lomond ist eine schöne, noble Wasserfläche, und es kommt ihm zu, daß er »der König der Seen« heißt. Dies ist jedoch mehr sein Ehrentitel; die eigentliche Bedeutung von Loch Lomond ist »der inselreiche See«.

Selbst die Berge an seinen Ufern scheinen ihn nicht gebieterisch einzudämmen, sondern gleichen Satelliten, die ihn umstehen und begleiten. Die Stellung dieser schönen Berge, die sich bis dreitausend Fuß hoch erheben, ist nämlich der Art, daß man immer in ihrem Kreistanze bleibt und sie jederzeit um sich hat wie den Mond, wenn man in einer klaren Nacht meilenweit durch die Felder fährt.


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