Während
eines furchtbaren Windsturmes brach am 28. Dezember 1879 nachts
die große Eisenbahnbrücke über den Taystrom in
Schottland zusammen, im Moment, als der Zug darüberfuhr.
90 Personen, nach anderen Angaben 300, kamen dabei ums Leben.
Der verunglückte Zug hatte sieben Wagen, die fast alle besetzt
waren, und er stürzte über 100 Fuß tief ins Wasser
hinunter. Alle 13 Brückenspannungen sind samt den Säulen,
worauf sie standen, verschwunden. Die Öffnung der Brücke
ist eine halbe englische Meile lang. Der Bau der Brücke hat
seinerzeit 350 000 Pfund Sterling gekostet, und sie wurde im Frühjahr
1878 auf ihre Festigkeit hin geprüft. Bis jetzt waren alle
Versuche zur Auffindung der Leichen vergeblich.
Zürcherische
Freitagszeitung vom 2. Januar 1880 |
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Die
1887 neu errichtete Tay-Brücke.
Neben den Pfeilern sind die Fundamente der eingestürzten
Brücke zu erkennen. |
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Fontane
thematisierte das Unglück
in seiner berühmten
Ballade von 1880: |
»Wann
treffen wir drei wieder zusamm'?«
»Um die siebente Stund', am Brückendamm.«
»Am Mittelpfeiler.«
»Ich lösch die Flamm'.«
»Ich mit.«
»Ich komme vom Norden her.«
»Und ich vom Süden.«
»Und ich vom Meer.«
»Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein.«
»Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund'?«
»Ei, der muß mit.«
»Muß mit.«
»Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand.«
Auf der Norderseite, das Brückenhaus
–
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin »ich komme" spricht,
»ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug.«
Und der Brückner
jetzt: »Ich seh einen Schein
am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, –
und in elf Minuten ist er herein.«
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Und
es war der Zug. Am Süderturm
keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: »Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie's auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.
Und unser Stolz ist unsre Brück';
ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein.«
Auf der Norderseite, das Brückenhaus
–
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.
»Wann treffen wir drei wieder
zusamm'?«
»Um Mitternacht, am Bergeskamm.«
»Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.«
»Ich komme.«
»Ich mit.«
»Ich nenn euch die Zahl.«
»Und ich die Namen.«
»Und ich die Qual.«
»Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.«
»Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand«
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