Jenseit des Tweed
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Kapitel 18
Inverneß
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Nichtsdestoweniger ist Inverneß der bedeutendste Punkt im ganzen Norden von Schottland und heißt mit Recht die Hauptstadt des Hochlandes. Das immer spärlicher werdende Leben rafft sich hier noch einmal zusammen, schafft Komfort, Luxus und Geselligkeit und treibt Blüten der Wissenschaft und selbst der Kunst. Die Stadt hat drei Zeitungen, was bei einer Bevölkerung von 15000 Menschen zeigt, welch reges geistiges Leben an dieser Stelle noch tätig ist.

 
Die Sehenswürdigkeiten der Stadt reduzieren sich auf einen einzigen Punkt, auf den unmittelbar neben der Stadt gelegenen Hügel, wo jenes Schloß Macbeths stand, in dem König Duncan ermordet wurde. Von dem alten Schlosse existiert keine Spur mehr. Nachdem es durch die Jahrhunderte hin zahllose Änderungen über sich hatte ergehen lassen müssen, wurde es im Jahr 1746 von den Anhängern des Prätendenten in die Luft gesprengt. An der Stelle, wo es stand, befindet sich jetzt ein im Kastellstil gebautes Grafschafts- und Gerichtsgebäude, das nach drei oder vier Jahrhunderten das alte Macbeth-Schloß ziemlich gut veranschaulichen wird.
 

Die Aussicht von diesem Schloßhügel aus ist sehr schön und doch wiederum noch anziehender und reizvoller, als sie schön ist. Ein romantischer Zauber liegt über dieser Landschaft, ein Zauber, gegen den sich auch der nicht verschließen kann, der keine Ahnung davon hat, daß jemals ein König Duncan lebte und ein Feldherr Macbeth, der ihn ermordete.

 
Die hohen Berge, die von Norden her herabblicken sind hier die Herren und Regierer und breiten sich aus mit der stattlichen Sicherheit des Zuhauseseins. Die Natur nördlicher Gegenden kommt über ein Herbstgefühl nicht hinaus. Es war mir, als müßten die Sommerfäden still und geschäftig an mir vorüberziehen.
 

Wir blicken in das Grampian-Land hinein, das wir am Tage zuvor in seiner ganzen Öde und Traurigkeit passiert haben. Dies mächtige Stück Land zwischen dem Busen des Tay und dem Moray-Busen ist das alte Herz des Landes, wo sich die Geschichte abspielte, als Edinburg noch ohne Bedeutung und das fruchtbare Land im Süden der jetzigen Hauptstadt noch ein Landstrich von unbestimmtem politischen Charakter, mehr eine Republik von Wegelagerern als ein königlicher Besitz war. Das alte Grampian-Land ist deshalb zu gleicher Zeit auch das Land der alten schottischen Könige, zumal König Macbeths.

 

Das Land um den Meerbusen des Tay herum war seine eigentliche Heimat; er tritt auf als Glamis und Than von Fife. Sein Sieg über die Dänen aber führt alsbald zu seiner Belehnung mit nördlich gelegenen Schlössern und Landstrichen. Er wird Than von Cawdor und kommt als solcher wahrscheinlich in Besitz des in der Nähe von Cawdor gelegenen Schlosses von Inverneß, in dem dann die Ermordung König Duncans stattfindet.

 

 

Cawdor Castle


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